Ein Besuch in Finnlands ältester Stadt

Turku, auf schwedisch Åbo, hat eine lange Geschichte. Gegründet im Jahr 1229, war die Stadt während der Zeit der schwedischen Herrschaft die offizielle Hauptstadt Finnlands. Dies änderte sich erst 1812, als die Russen Helsinki als Hauptstadt errichteten, da Turku ihnen von St. Petersburg aus zu weit entfernt war. Mit der Aussicht auf ein sonniges Wochenende in einer historischen Stadt machten wir uns also auf, die Stadt zu erkunden.

Wir reisten mit dem Zug nach Turku und konnten dabei eines der Sommer-Schnäppchen der finnischen Eisenbahn nutzen: Hin und zurück für 18 Euro pro Person, da haben wir nicht lange überlegen müssen. Freitagabend ging es dann los und nach rund 2 Stunden entlang von Wiesen und Wäldern kamen wir an. Für den Abend hatten wir eigentlich nur vor, den Bus zu finden, mit dem wir bis zu unserer Jugendherberge fahren können. Diese ist rund 4 km außerhalb des Stadtzentrums. Die Bushaltestelle war recht schnell gefunden, wir sahen, dass die Busse auch noch recht lange fahren. Also warum nicht noch versuchen, eine 2-Tage-Karte zu kaufen? Stockmann hatte noch geöffnet und im dortigen Servicecenter bekamen dann auch, was wir wollten. Die Jugendherberge war so, wie wir es erwartet haben: Spärlich eingerichtet, aber komfortabel. Da wir vom Arbeitstag und der Anreise recht geschafft waren, hatten wir nur noch ein Ziel: Ab ins Bett!

Gestärkt durch ein üppiges Frühstück vom Buffet mit toller Aussicht auf den angrenzenden Wald machten wir uns auf in die Stadt. In allen Reiseführern wurde der Marktplatz als zentraler Punkt gepriesen, den man unbedingt gesehen haben muss. Nun ja. Bereits am Vorabend wirkte der Platz nicht sonderlich verlockend, denn die umgebenden Häuser waren nicht besonders schön. Wie wir später noch herausfanden, hat ein großer Brand im Jahr 1827 fast 3/4 der Stadt zerstört. Leider war also nicht mehr viel Historisches zu sehen, die meisten Bauten in Turku stammen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Nächstes Ziel war der Dom. Turku ist schließlich immer noch Bischofssitz. Am Ufer des Auranjoki erhebt er sich und macht von außen einen eher bescheidenen Eindruck. Bei Dom denken wir natürlich gleich an Köln oder an den Dom in Helsinki. Von innen ist der Dom schlicht, hat aber einige hübsche Deckengemälde.

Neben dem Sightseeing in Turku stand natürlich auch Geocaching auf dem Programm, das versteht sich ja von selbst. Nach dem Besuch des Doms haben wir uns entlang des Flusses auf den Weg Richtung Ostsee gemacht. Zwischendrin gab es aber erst noch einen Earthcache, an dem wir uns versucht haben. Die Aufgabe war, mittels einer Secchi-Scheibe die Sichttiefe des Flusses zu ermitteln. Leider hat die von mir auf die Schnelle zusammengebastelte Scheibe nicht ganz so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Das Gewicht war zu leicht und der Karton hat sich trotz ausgeklügeltem Wasserschutz recht schnell aufgelöst. Aber der Owner dieses Caches war dennoch der Meinung, dass wir die Aufgabe gemeistert haben, da wir „Alternativmessungen“ mit dem Schraubenschlüssel, der als Gewicht angehängt war, durchgeführt haben. Wir verraten nur soviel: Wir haben gestaunt!

    

Nun also weiter Richtung Ostsee. Hier hatten wir eigentlich vor, mit einer Fähre durch den Schärengarten zu fahren, der sich vor Turku erstreckt. Wir fanden eine Touristeninformation und wurden leider enttäuscht, denn es hätte nur eine vierstündige Fahrt gegeben, die just in diesem Moment gestartet wäre oder aber eine reguläre Fähre zu einem Vorort, bei der man die Schärenlandschaft aber nur streift. Danach haben wir uns mit Kaffee und Kuchen im idyllischen Hof des Café Qwensel getröstet.

Da es hin und zurück doch ein gutes Stück zu laufen gewesen wäre, haben wir, nachdem wir die Markthalle besichtigt haben, einen Bus zum Fährhafen genommen und sind von dort aus wieder in die Stadt gelaufen. Am Hafen war rein gar nichts los, und einen Blick auf’s offene Meer hatte man auch nicht. Das hatten wir uns auch etwas anders vorgestellt. Aber umsonst waren wir nicht hier, neben ein paar Caches ist hier schließlich auch die Burg Turku, das größte erhaltene mittelalterliche Gebäude in Finnland. Als sie 1280 gegründet wurde, lag sie noch auf einer Flussinsel.

Weiter entlang des Flusses erreichten wir das Forum marinum, ein Seefahrtsmuseum. Drin waren wir nicht, dafür hatten wir keine Zeit und zudem war das Wetter zu schön. Immerhin gönnten wir uns nochmals eine Kaffeepause im Museumscafé. Dabei genossen wir die Aussicht auf Soumen Joutsen, das ehemalige Segelschulschiff der finnischen Marine. Etwas weiter flussaufwärts liegt ein weiteres altes Segelschiff, die Sigyn. Außerdem gab es hier einen Cache und den Start eines Multis 🙂

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, die eine oder andere Dose zu suchen, wofür wir auch mit Föri gefahren sind. Dies ist die kleine Flussfähre, die einen sicher von einem zum anderen Ufer bringt. Eine nette (kurze) Fahrt. Irgendwann kam der große Hunger und nach etwas Überlegen hatten wir unser Restaurant gefunden, denn bei Mami schmeckt’s doch immer am besten 🙂

    

Zurück an der Jugendherberge haben wir zunächst noch einen Cache im angrenzenden Wald gesucht und uns dann noch zusammen mit den Fernsehkommentatoren über die finnische Bronzemedallie im Speerwurf gefreut.

Der nächste Tag begann wieder mit einem ordentlichen Frühstück (und einem weiteren Cache in der Nähe der Jugendherberge). Danach galt es, aus dem Busfahrplan schlau zu werden. Es war Sonntag, also galten andere Zeiten. Aber keines der Worte war „sunnuntai“. Hm. Zudem hätte der Bus bereits 15 Minuten Verspätung gehabt. Also liefen wir die 200 m bis zur nächsten Kreuzung, an der sich eine weitere Bushaltestelle befand. Dort wurden wir aber auch nicht schlauer und als wir schon überlegten, die 4 km zu laufen, ehe wir noch eine halbe Stunde warten, bog doch noch ein Bus um die Ecke. Wir mussten kurz zurück zur letzten Haltestelle rennen, aber das hat alles gut geklappt.

Am Bahnhof haben wir zunächst unsere Sachen verstaut (und dabei ein Fundstück der Woche entdeckt 😉 ) und wollten dann noch in das Viertel „Port Arthur“. Der Name stammt von der Stadt Port Arthur, die das Zarenrussland im Russisch-Japanischen Krieg 1904 an Japan verlor. In dem Turkuer Stadtteil waren viele Arbeiter angesiedelt, auf die ihnen gestellte Frage, was sie hier machen, kam die Antwort „wir bauen Port Arthur wieder auf“. Hier fanden wir dann noch einige ältere Gebäude und bekamen ein bisschen die Vorstellung davon, wie es früher ausgesehen haben mag. In der Nähe war auch noch ein verlassenes Gefängnis, das ebenfalls interessante Einblicke gab (man darf raten, wie wir darauf gekommen sind, hier langzugehen… richtig: Geocaching).

Nun hatten wir noch die orthodoxe Kirche sowie die Synagoge auf dem Besuchszettel. Die Synagoge ist neben der in Helsinki übrigens eine von nur zweien in Finnland. Dann war es auch schon Zeit für unseren Zug.

Die Schären werden wir wohl noch zu sehen bekommen, wenn wir mit der Fähre nach Stockholm fahren, das steht nämlich auch noch auf unserer To-Do-Liste.

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2 Antworten zu Ein Besuch in Finnlands ältester Stadt

  1. Kilpikonna schreibt:

    Falls sich jemand fragt, warum wir vom Sommerangebot schreiben und von Sommerwochenende: Es ist schon eine kleine Weile her, dass wir in Turku waren, es war Mitte August. Also noch in den Sommerferien, bevor der Winterfahrplan in Kraft getreten ist. Also noch im Sommer.

  2. Anonymous schreibt:

    Ah, auf allzu enthusiastische Empfehlungen in Reiseführern bin ich auch schon oft „reingefallen“, bzw war von der Wirklichkeit enttäuscht, wie ihr mit dem Marktplatz. Aber die Burg sieht toll aus!!

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