In der Stadt der Zaren

Das lange Pfingstwochenende haben wir genutzt, um mit der Fähre nach St. Petersburg zu fahren. Die Stadt und ihre lange Geschichte hat uns schon länger interessiert. Die Gelegenheit für einen Besuch ist von Helsinki aus natürlich sehr günstig.

Wir haben die Fährverbindung gewählt, weil man kein Visum braucht, wenn Fähre, Busshuttle und Hotel im Gesamtpaket gebucht werden. Hat man ein Visum, ist die Stadt von Helsinki aus auch in 3,5 Stunden mit dem Zug erreichbar. So fuhren wir am Donnerstagabend hin, kamen Freitagmorgens an und sind am Sonntagabend wieder zurückgefahren. 

Somit standen uns also fast 3 komplette Tage zur Verfügung, um die Stadt zu besichtigen. Nur: wo fängt man an? Wie so häufig bei uns war die Reisevorbereitung eher dürftig (um nicht zu sagen nicht vorhanden). Zu sehen gibt es auf jeden Fall mehr, als man in 3 Tage packen kann. Ein ganz wichtiges Ziel war in jedem Fall, mindestens einen Geocache zu finden, damit das riesige Russland auf der Karte als „Land mit Funden“ markiert wird :-).

Unser Hotel lag auf der Wassiljewski-Insel. Nachdem wir unsere Sachen dort untergebracht hatten, machten wir uns auf den Weg in Richtung Isaakskathedrale. Doch vorher mussten wir an der Blagoweschtschenski-Brücke noch einen Halt einlegen, denn dort warteten Caches darauf, von uns gefunden zu werden. Einen fanden wir sofort, der zweite war auf der anderen Straßenseite und wir beschlossen, diesen auf dem Rückweg zu suchen. Eine wichtige Aufgabe war nun aber schon abgehakt. Wir spazierten am Ufer der Newa weiter bis zum Senatsplatz, wo wir auf einer Parkbank das weitere Vorgehen besprachen, denn wir bekamen jetzt Hunger und hatten noch keine Rubel. Dank moderner Technik hatten wir schnell die nächstgelegene Bank ausgemacht und waren nun mit Bargeld versorgt. Anders als in Finnland kommt man ohne Bargeld nämlich nicht weit.

Isaakskathedrale

Isaakskathedrale

Gegenüber der Isaakskathedrale war ein Restaurant, in dem wir uns stärken konnten.  Danach wagten wir uns wieder in den Trubel der Stadt. Der Verkehr in St. Petersburg ist furchtbar anstrengend, auch für Fußgänger: Viele breite Straßen, auf denen die Autofahrer dann aus 2 gerne mal 3 Spuren machen (oder aus 3 Spuren 4…) und sehr schnell fahren. Das sorgt dann natürlich für entsprechend viel Gehupe, Lärm und Hektik.

Wir spazierten weiter durch das Viertel, ließen uns ein bisschen von den Geocaches in Laufweite leiten und nahmen dabei wieder Kurs auf’s Hotel. Dort kamen wir dann gerade rechtzeitig an, ehe der große Regen kam. Also konnten wir uns zunächst im Hotelzimmer ausruhen und mal wieder deutsches Qualitätsfernsehen genießen. Am frühen Abend klarte es etwas auf und wir gingen wieder raus, schließlich wollten wir noch etwas sehen und vor allem noch etwas essen.

Unser Weg führte uns vorbei am Marine-Museum zur Peter-und-Paul-Festung. In diese kamen wir zwar nicht mehr hinein, konnten aber am Newa-Ufer entlang der Festungsmauer laufen und auch noch den einen oder anderen Cache finden. Im angrenzenden Park liegt das Restaurant Zver, welches uns empfohlen wurde. Dort gab es leckere Schaschlik-Spieße mit Pommes, genau das Richtige nach einem langen Tag. Nach dem Essen spazierten wir noch weiter durch das Viertel. Wir staunten über die große und schöne Moschee, damit hätten wir nicht gerechnet. Am meisten hat uns aber das ganze Gold fasziniert, das von Palästen und Kathedralen schimmert. Auch den Rückweg absolvierten wir per pedes, dementsprechend müde erreichten wir das Hotel und sind auch gleich ins Bett gefallen.

Am nächsten Tag wollten wir uns nun die Festung von innen ansehen, also machten wir uns nach ausgiebigem Frühstück auf den Weg dorthin. Herz der Festungsanlage ist die St. Peter-und-Paul-Kathedrale, in der sich die Sarkophage fast aller russischer Monarchen befinden. Als wir ankamen, war es Mittag. Das erfuhren wir durch den wahnsinnig lauten Kanonenschlag, der täglich um 12 Uhr abgefeuert wird. Das haben wir allerdings nicht gewusst und wir haben auch keine Kanone gesehen. Angesichts der Reaktion anderer Beucher müssen wir ein ulkiges Bild abgegeben haben: Ich habe heftig zusammengezuckt und mir reflexartig die Ohren zugehalten, während meine Frau, die gerade etwas in meinem Rucksack suchte, sich blitzschnell den Rucksackdeckel über den Kopf zog, um dort Schutz zu suchen :-). So sehr haben wir beide uns schon lange nicht mehr erschrocken…

Wir hatten Glück, denn es gab an diesem Tag freien Eintritt in die Kathedrale. Innen erwartete uns – wie es sich für eine orthodoxe Kathedrale gehört – Prunk vom Feinsten. Eine komplett vergoldete Kanzel habe ich z.B. zuvor noch nicht gesehen. Wenn man dann liest, wie die Zaren gelebt haben und wie schlecht es der Bevölkerung ging, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.

Nachdem wir noch einen Cache gefunden hatten, den wir am Vorabend von außen nicht erreichen konnten, machten wir uns auf den Weg zur Auferstehungskathedrale. Diese Kathedrale war mein persönlicher Höhepunkt des Besuchs. Schon von außen ist sie im Stadtbild sehr präsent mit ihren vielen Türmen. Das Innere hat mich dann aber beinahe sprachlos gemacht: Mir war nicht bewusst (ihr merkt, wie gut ich vorbereitet war), dass die ikonenartige Ausgestaltung im Inneren der Kirche fast komplett aus Mosaiken besteht. Eine irrsinnige und wahrlich eindrucksvolle Arbeit. Dabei diente die Kathedrale nie als Gotteshaus. Sie war zunächst eher als Denkmal gedacht und wurde dann als Konzerthalle, als Museum und für Theateraufführungen genutzt. In Sowjetzeiten gab es mehrfach Pläne, die Kathedrale abzureißen. Ein Glück, dass es nicht dazu kam.

Unsere Füße baten uns nun nach einer Pause, also unternahmen wir eine Bootsfahrt über die Kanäle im Admiraliteiski-Bezirk. Auch wenn wir nicht verstanden, was die Dame uns auf russisch so alles erzählte, so war es doch sehr schön, bei Sonnenschein eine frische Brise ins Gesicht zu bekommen und viele prächtige Bauten, Kathedralen und Brücken an uns vorbeiziehen zu lassen.

Nach der Bootsfahrt waren wir wieder ausgeruht genug, um uns auch wieder dem Cachen zu widmen. Ein Geocache führte uns im Anschluss in einen sehr hübsch gestalteten Innenhof. Auch wenn wir die Dose letztendlich nicht gefunden haben, war es den Abstecher wert.

Es wurde Abend und nun hatten wir richtig Hunger. Im Reiseführer hatten wir vom Restaurant Krokodil gelesen. Die Beschreibung traf es ziemlich genau: „Von außen würde man nicht auf die Idee kommen reinzugehen, aber ist man mal drin, mag man es sofort“. Die etwas heruntergekommene Fassade des Hauses in einer Nebenstraße machte wirklich keinen tollen Eindruck. Innen war es dafür sehr gemütlich eingerichtet, die Bedienung war freundlich und auch das Essen war richtig gut. Satt und zufrieden spazierten wir danach zurück zum Hotel.

Am Sonntag fuhr unser Shuttlebus zur Fähre um 16.45 Uhr, daher hatten wir uns für diesen Tag „nur“ die Eremitage vorgenommen. Dieses riesige Museum ist wirklich einzigartig. Es erstreckt sich über 5 Paläste, in den 350 Sälen sind über 60.000 Ausstellungsstücke zu sehen. Von den 2,7 Millionen Ausstellungsstücken, die im Archiv beherbergt sind, mal ganz zu schweigen…

Es war auf jeden Fall sehr interessant. Wir haben natürlich nicht alle Ausstellungen gesehen. Die berühmtesten Kunstwerke haben wir aber entdeckt (so ein Da Vinci ist im Original wirklich ganz schön klein). Es sind wirklich viele schöne und interessante Kunstwerke zu sehen. Aber auch hier hat uns der Prunk und die Dekadenz, die in der Raumgestaltung und -ausstattung häufig zu erkennen war, eher abgeschreckt als begeistert. Da man für Innenaufnahmen extra hätte zahlen müssen, haben wir darauf verzichtet. Das schadet auch nichts, denn aufgrund des Sicherheitsglases hätte man an diesem hellen Tag ohnehin keine vernünftigen Bilder machen können.

Wir hatten noch etwas Zeit, ehe unser Shuttlebus abfuhr. Also spazierten wir, wieder einmal geleitet von Caches, noch ein Stück den Newsky Prospekt entlang und entdeckten dadurch auch die Deutsche Kirche. Nachdem wir auch noch einen vorab gelösten Mystery-Cache gefunden haben, war der perfekte Zeitpunkt da, um zum Hotel zurückzukehren. Dieses Mal entschieden wir uns für die Metro und haben uns gefragt, warum wir das eigentlich nicht schon früher gemacht haben.

Die Rückkehr auf die Fähre verlief reibungslos und bald legten wir auch schon ab, mitten hinein in ein Gewitter. Dieses war zum Glück nur aus der Ferne bedrohlich. Beim Abendessen hatten wir dann noch das Vergnügen, einer russischen Familienfeier beizuwohnen. Ich weiß nicht, ob es den Gratis-Wodka immer gibt oder ob er als Trostpflaster für die Lautstärke der Feier verteilt wurde, geschmeckt hat er in jedem Fall 🙂

Wir waren fast mit dem Essen fertig, als wir an Kronstadt vorbeifuhren. Zum Glück war das Panoramafenster dann auch wieder frei. Dieses war davor mit einer Leinwand verdeckt, auf der wir eine Diashow mit Bildern aus dem Leben des Jubilars sehen durften. Wir konnten also noch einen Blick auf die Festungsanlagen werfen, an denen wir vorbeifuhren.

Fazit: Sankt Petersburg ist eine wirklich sehenswerte Stadt. Es hat uns sehr gut gefallen, auch wenn wir die Prachtbauten mit etwas gemischten Gefühlen betrachtet haben, da es uns zu dick aufgetragen erschien. Um die Stadt richtig zu entdecken, benötigt man natürlich mehr Zeit als ein Wochenende. Aufgrund der Vielzahl an Schlössern, Kathedralen und Prachtbauten haben wir uns gefragt, ob andere Städte mit Schlössern dann überhaupt noch interessant sind bzw. beeindrucken können.

Der Verkehr hat uns wirklich zu schaffen gemacht. So war es für uns eine richtige Wohltat, als wir wieder in Helsinki waren. Der Verkehr erschien uns so ruhig und leise. Zunächst hielten wir das für normal, denn schließlich war ja Pfingstmontag und somit Feiertag. Erst im Lauf des Tages hat uns gedämmert, dass der Pfingstmontag hier gar kein Feiertag ist…

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Eine Antwort zu In der Stadt der Zaren

  1. Chaosqueen schreibt:

    Neuer Versuch, nachdem es eben nicht wollte: 😉

    Wenn ich nun Eure Bilder sehe und dazu diesen tollen Bericht lese weiß ich, wieso meine Mama immer mal in diese Stadt wollte. Vielen herzlichen Dank, dass Ihr uns teilhaben lasst an Euren Ausflügen und Erfahrungen! 🙂

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