Berühmte Finnen (1) – Johan Ludvig Runeberg

Eine liebe Freundin von mir hat einen wunderbaren Blog über Interkulturelles. Dort schreibt sie für Expats, die nach Deutschland kommen und mit dem Leben im (für sie) Ausland besser zurecht kommen sollen. Unter anderem erläutert sie auch, welche berühmten deutschen Persönlichkeiten sich z.B. hinter Straßennamen verbergen. Diese Idee hat mir sofort gut gefallen und so wollen auch wir Euch berühmte Finnen etwas näher bringen. Und den Anfang soll Johann Ludvig Runeberg machen.
Wieso gerade er? Nun, weil am 5. Februar in Finnland sein Geburtstag mit einem Flaggentag begangen wird. Ausnahmsweise wusste ich es auch schon vorher und wurde nicht wie sonst davon überrascht, dass mal wieder ein Flaggentag ist. Warum ich es vorher wusste? Nun, zu Ehren seines Geburtstages werden in Finnland nicht nur die Flaggen gehisst, sondern auch unzähligen Runeberg-Törtchen verspeist. Und die gibt es schon Tage vorher überall zu kaufen. Kommt Euch das bekannt vor? Vielleicht, weil wir schon mal welche gegessen haben. In Porvoo gibt es sie ganzjährig zu kaufen, denn dort hat Runeberg gelebt und ist auch gestorben.

Aber nun endlich zu Johan Ludvig Runeberg: Der Name lässt es bereits vermuten, er war schwedischsprachig. Geboren 1804 in Jakobstad an der Ostsee, studierte er in Vaasa, Oulu und Turku. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf Latein und Griechisch. Er heiratete seine Cousine zweiten Grades, Frederika, und bekam mit ihr acht Kinder. Beide schrieben Gedichte. Sein bekanntestes Werk ist die Gedichtsammlung vom Fähnrich Stahl, dessen erste Strophe, Vårt Land (finnisch: Maamme, „unser Land“), zum Text der finnischen Nationalhymne wurde. Es beschreibt den schwedisch-russischen Krieg um Finnland zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Einige Zitate sind in die schwedische Sprache übergegangen, unter anderem „O land, du tusen sjöars land“ („O Land, du Land der tausend Seen“). Neben dem Nationalepos Kalevala, ist dies eines der bedeutendsten Werke der finnischen Literatur (wenn auch in schwedisch geschrieben). Seit 1987 wird jährlich ein nach ihm benannter Preis verliehen.

Übrigens wurde die Melodie der Nationalhymne von einem Deutschen geschrieben, Fredrik (eigentlich Friedrich) Pacius. Nach ihm wurde auch eine Straße benannt, aber so ganz passt er ja nicht in unsere Kategorie ;)Des Weiteren ist die Melodie der finnischen Nationalhymne auch die Melodie der estnischen Nationalhymne (Mu isamaa)*.

Aber zurück zu Runeberg und den Törtchen 🙂 Angeblich hat er in seiner Zeit in Porvoo jeden Tag eines gegessen. Die Törtchen wurden von seiner Frau erfunden. Was im Wikipedia-Artikel verschwiegen wird: Sie sind mit Alkohol getränkt. Jedenfalls die meisten. Es gibt sie, trotz des angeblich traditionellen Rezepts seiner Frau, in zahlreichen Varianten, trockener und durchtränkter, mehr oder weniger Mandelanteile, ich denke, jeder hat da so seine Vorlieben. Mein finnischer Kollege war jedenfalls so nett, uns allen welche mitzubringen am darauffolgenden Tag (weil wir eben dann unser Treffen hatten mit der ganzen Facheinheit). Und damit wir auch was lernen, gab es einen Ausdruck der englischen Wikipedia-Seite. Und so habt Ihr jetzt auch noch was gelernt. Nur leider kein Törtchen abbekommen…

* Damit ist sie doch ein wunderbares Beispiel für Europa: Die finnische Nationationalhymne wurde auf schwedisch geschrieben, nach finnisch übersetzt, die Melodie von einem Deutschen komponiert und die Esten benutzen sie gleich mit. Ich finde das jedenfalls sehr gelungen.